„Im Großen und Ganzen ein schönes Spiel – nicht ganz fair, aber fein!“ So endet die Reportage des Werner Beinhart in dem gleichnamigen legendären Comicfilm.
Dieser Tage hörte man von einer demoskopischen Untersuchung, dass es bei Gericht nicht fair zugeht. Ärmere Menschen bekommen für die gleichen Delikte härtere Strafen als wohlhabende Mitbürger. Auch in Deutschland.
Wir reden viel von Fairness. Wir fordern sie von anderen ein. Aber halten wir sie wirklich für eine erstrebenswerte Lebenstugend? Verhalten wir uns nicht eher entsprechend der Klage Jesu, dass wir den Spreißel im Auge des Nächsten sehen, aber den Balken im eigenen Auge übersehen?
Dennoch wird Fairverhalten in der Öffentlichkeit gewürdigt, es gibt Preise, Vorbilder, Wertungen. Gerade der Sport soll eine Lebensschule für das Einüben von fairem Verhalten sein. Und dennoch wissen wir, dass dies bei weitem nicht immer gelingt, weder im Bereich des Amateursports, im so genannten Breitensport, noch weniger im Profi- und Spitzensport, und wohl am allerwenigsten in den Sportorganisationen, bei den Funktionären. Fairness – eine große Illusion?
„Fair“ soll sprachgeschichtlich mit dem lateinischen Wort „feriae“ zu tun haben, Feiertage! Ja, faires Verhalten, Fair-Play, Fair-Trade: das sind Dinge, die das Leben aufwerten. Aber sie kosten etwas. Der Mensch neigt zur Angst, zu kurz zu kommen, übervorteilt zu werden. Letztlich steckt die Todesangst des Menschen dahinter. Den Tod, das Sterben-Müssen empfinden wir als den größten Fairnessverstoß des Lebens. Deshalb verhalten wir uns manchmal auch unfair. So entstehen Zwistigkeiten im kleineren Umkreis. So entstehen Kriege.
Wir denken an die Osterfeiertage. Gott befreit uns aus den Klauen der Vernichtung. Wir, nach seinem Ebenbild geschaffen, werden von seiner liebenden Fairness umfangen. So gesehen lohnt es sich, jeden Tag die Fairness gegenüber den mir begegnenden Menschen walten zu lassen, sei es im Sport, sei es im Beruf, in der Familie und auch uns selbst gegenüber.
Damit Tugenden lebenstauglich werden, müssen sie eingeübt, eingesehen und gepflegt werden, damit sie in Fleisch und Blut übergehen. Damit sie sich selbstverständlich einspielen. Ich hoffe, dass der Sport bei vielen Kindern und Jugendlichen diesbezüglich eine große Lebensschule ist, und wir sollten allen Trainern und Übungsleitern (Männern und Frauen) dankbar sein, wenn sie ihren Dienst an den jungen Leuten auch in dieser Weise verstehen.
Martin Cambensy, Bischöflicher Beauftragter für Kirche und Sport in Bayern